Auftritt im ZDF-Fernsehgarten

Remscheider Fallschirmspringer als Garant eines erfolgreichen Fallschirm-Formationssprungs live im ZDF-Fernsehgarten

Die Kappenformations-Asse vom FCS Remscheid e.V., Peti Pfalzgraf, Björn Schubnell und Tom Brand waren die Säulen der Formation, die am Sonntag (8. Mai) live im ersten ZDF-Fernsehgarten dieses Jahres am Mainzer Lerchenberg einschwebte. Allein diese drei Springer weisen insgesamt ca. 8000 CF-Sprünge auf und sind schon lange bei allen, auch internationalen CF-Veranstaltungen mit dabei. Peti und Tom waren auch beim Weltrekord, einer Formation aus 100 Fallschirmen aus dem Jahre 2007 in Florida, an wichtigen Positionen beteiligt. Außerdem bilden Björn und Tom mit Videomann Florian Rommel das derzeitige Nationalteam in der 2er-Sequenz-Disziplin. Tom Brand hat an 9 Weltmeisterschaften teilgenommen und dabei zweimal die Bronze-Medaille für Deutschland gewonnen.

Mit seiner großen Erfahrung als internationaler Coach für alle CF-Disziplinen -zuletzt Ausbilder Ende 2021 in Kuwait hat Tom Brand natürlich auch die Verantwortung für das Briefing und die Videoanalyse der Sprünge für den Fernsehgarten übernommen.

Im Folgenden eine Dokumentation des Projekts „Fernsehgarten“ aus der Sicht von Tom Brand.

Am 1. März dieses Jahres klingelte mein Telefon. Es war Peter Lendle, Chef vom Schwenninger Fürstenberg-Team. Er erzählte mir, dass das ZDF ihn kontaktiert hatte. Ich wusste, dass die Schwenninger vor zwei Jahren während der Corona-Anfangsphase schon mal im ZDF-Fernsehgarten aufgetreten waren, wobei Peter einen Prominenten im Tandem dort eingeflogen hat.

Tom Brand vom FSC Remscheid
Tom Brand vom FSC Remscheid

Peter sagte weiter, dass das ZDF diesmal etwas Größeres zum Auftakt des Fernsehgartens am 8. Mai haben wollte.
Das Fürstenberg-Team mit seinen Werbe-Schirmen springt des Öfteren Demos im Raum Schwenningen, allerdings nur zu fünft, und zeigt dabei Stapel-Formationen.

Als ich vor zwei Jahren die Jungs mal in Saulgau besucht und trainiert habe, musste ich feststellen, dass deren PD-Lightnings viel zu groß waren, um mit anderen deutschen und europäischen CF-Springern mitzuspringen. Daraufhin haben sie sich neue, kleinere Schirme zugelegt, allerdings damit noch wenig trainiert. Peter fragte mich, wieviel andere CF-Springer ich kenne und auftreiben könnte.

Die Anzahl deutscher CF-Springer ist ja sehr überschaubar. Also kontaktierte ich Seele, Peti Pfalzgraf, sowie meinen 2er-CF-Team-Partner Björn Schubnell und erzählte ihnen von diesem Event. Leider musste Seele wegen Kollision mit privaten Plänen direkt absagen. Ich wusste aber, dass es in Berlin noch alte Freunde gab, die Jankowskis, Matze und Tine, die hin und wieder zusammen springen und schön öfter an internationalen CF-Camps teilgenommen haben. Peti als ebenfalls Berliner übernahm die Aufgabe, diese Gruppe anzusprechen und deren Verfügbarkeit zu prüfen.

Schnell stellte sich heraus, dass wir mit 5 Schwenningern 10 bis 14 Personen aufbieten würden können. Danach ging dann alles seinen Lauf. Peter kümmerte sich um die luft-technischen Aufgaben und die notwendigen Beantragungen, ich kümmerte mich um die springerischen Details.

Dann kam plötzlich eine Hiobsbotschaft vom ZDF. Sie erklärten, dass sie bei der Life-Demo keine Fallschirme mit Werbeaufdrucken zulassen könnten. Zum Glück konnten wir nach einigen Mails und Telefonaten drei deutsche CF-ler finden, die nicht dabei sein konnten, aber bereitwillig ihren Fallschirm für die Schwenninger zur Verfügung stellen würden. Und ich hatte ja auch noch einen zweiten Schirm, den ich sonst nur zu Ausbildungszwecken brauche.

Etwas Zeit ging ins Land, das Wetter war leider nicht sprungtauglich. Peter hatte inzwischen alle Anträge gestellt und eine Supervan aus Illertissen organisiert. Fragen vom ZDF und Details haben Peti und ich in einer Live-Konferenz mit dem ZDF beantwortet.

Alles schien bereit und die Vorfreude stieg.

Relativ schnell konnten wir Springer uns auf einen Trainings-Termin und -Ort einigen. Ein Wochenende vor dem Event trafen wir uns bei Daedalus in Eisenach. Wir wurden freudig aufgenommen und super versorgt, schließlich hatte man am Platz schon lange kein CF mehr gesehen.

Das CF Team um Tom Brand. 11 Springer-Freunde bereiten sich auf ihren Auftritt beim ZDF vor.

Bedauerlicherweise gab es inzwischen noch einige Absagen, sodass klar wurde, dass es nur eine 11er-Formation werden würde. In Eisenach wurden die ausgeliehenen Schirme an die vier Schwenninger verteilt und eingehängt. Ich hatte mir inzwischen überlegt, welche Formation infrage kam: ein 9er-Diamant mit zwei Stingern unten dran. Unsere erfahrenen Springer bekamen die schwierigen Positionen und die Schwenninger aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung die vermeintlich einfachen.

Dummerweise hatten leider alle verfügbaren deutschen Videoleute abgesagt. Da ich mir gerade eine neue GoPro zugelegt hatte, habe ich entschieden, dass ich das Video für die Formation mache, aber jederzeit einen Slot auffüllen würde, wenn es dort im Sprung einen Ausfall gäbe. Wenn alles gut liefe, würde ich kurz unten an die 10er-Formation andocken. Danach würde ich wieder losgelassen, mich hinter die Formation positionieren, um auch die interessante Separation der Formation (Starburst) zu filmen.

Das Training in Eisenach verlief trotz schlechter Wettervorhersage sehr erfreulich

Am Ende wurden es 6 Sprünge. Da ich mit meinen fast 4000 CF-Sprüngen der erfahrenste CF-Springer bin und aus Erfahrung weiß, wie jede Position zu fliegen ist, übernahm ich das Briefing und die Videoanalyse, sodass auch unsere Schwenninger viel Theorie aufsaugen und umsetzen konnten.

Der erste Sprung offenbarte noch einige Probleme, aber nach einem Positionswechsel lief es anschließend erfolgreich.

In den Tagen vor dem Fernsehgarten-Event kamen nochmal Anfragen vom ZDF, um die „Kiwi“ und auch unseren Moderator Hans-Jürgen Götz mit Details und Hintergrundinformationen zum Aufbau der Formation und zu den Qualifikationen der Teilnehmer zu versorgen. War kein großes Problem, habe ich ausführlich dokumentiert, weiß ich ja alles genauestens.

Das erste Treffen in Mainz wurde für Samstagmorgen um 10h festgelegt. Die Schwenninger kamen mit der Caravan 208, alle anderen reisten direkt zum Lerchenberg nach Mainz.

Die Generalprobe

Am Samstag ist immer die Generalprobe des Fernsehgartens, und auch wir sollten einen Testsprung machen, damit das ZDF schon einmal eine Video-Konserve produzieren konnte, falls am Sonntag wegen irgendwelcher Schwierigkeiten nicht gesprungen werden könnte.

Also wurden wir schnell zum Flughafen Mainz-Finthen, 15 Autominuten entfernt, gebracht, wo unser Pilot Hubert mit der Supervan noch wartete.

Da das Video vom Sprung live zum Boden gefunkt werden sollte, wurden Flo und ich von den ZDF-Technikern mit Spezial-Material ausgerüstet. Eine spezielle ZDF-GoPro mit Sendeeinrichtung wurden auf den Helm montiert. Verstärker in einer Bauchtasche, Antenne sowie viele Kabel wurden am Körper befestigt.

Ein Blick zum Himmel und jedem war klar, dass es schwierig werden würde, neben all den Airlinern im Landeanflug die Sprungfreigabe zu bekommen. Der Zeitplan vom ZDF war dann auch schnell nichts mehr wert und wir bekamen einen neuen Slot um 13h. Der Sprung aus 2700 m selber lief dann aber gut, schließlich hatte ja jeder seine Position schon in Eisenach erprobt. Einzig die Thermik in der Mittagssonne machte uns etwas Probleme, sodass die Formation vor dem Starburst (Separation) heftig durchgeschüttelt wurde.

Tom Brand beim Debriefing der Generalprobe

Die Landung auf der Wiese neben der Bühne war kein Problem und nach kurzer Pause hatten wir unseren Test-Bühnenauftritt.

Auf der Bühne wurde vom ZDF vorgeschlagen, dass wir am Sonntag ohne die Schirme auf die Bühne kommen sollten, und dass ich als Trainer sowie Marion als Interview-Partner fungieren sollten. Damit war die Generalprobe abgeschlossen. Alle unsere Video-Speicherkarten wurden abgegeben, damit das ZDF schonmal ein Backup-Video zusammenschneiden konnte. Es folgte Schirme packen, ein kurzes Debriefing und etwas Erholung.

Nun kam für uns der zweite Teil an diesem Samstag. In Schwenningen war Flugtag, und Peter Lendle hatte seinem Fürstenberg-Sponsor einen Demosprung auf dem Flugtag mit den Fürstenberg-Kappen zugesagt. Also hatte Peter mit dem ZDF ausgemacht, dass wir auf deren Kosten mit allen Springern den Überflug nach Schwenningen machen konnten, um an dem Fest teilzunehmen.
Natürlich sind wir nicht einfach in Schwenningen mit der Caravan gelandet, sondern haben die Chance genutzt, einen weiteren Trainingssprung zu machen.

Der Sprung ging zwar in die Hose, aber das war kein Problem für die Moral. Alle waren ausgelassen und haben den Flugtag, der gut besucht war, genossen. Ich habe mir dann noch nen Fürstenberg-Schirm umgehängt und mit den vier Schwenningern aus deren Vereinsmaschine, einer DO-27, den Demosprung als Pilot eines 5er Planes begleitet. Hat viel Spaß gemacht.

Nach Genuss von Livemusik, Bier und Pizza ging es für alle Nicht-Schwenninger ab ins Hotel. Die Kosten dafür natürlich auch vom ZDF abgedeckt.

Nach leckerem Frühstück, Treffen am Sonntagmorgen um 8:30h am Flieger. Schell noch ein Gruppenbild vor der Caravan.

Dann der Rückflug nach Mainz, diesmal aber ohne Absprung, sehr unüblich und ungewohnt für Fallschirmspringer. Aber Hubert, unser Pilot, hat uns alle sicher in Mainz-Finthen gelandet.

Nach einem Telefonat mit dem Tower sollte der heutige Livesprung im Fernsehgarten sogar wie geplant um 12:30h erfolgen. Die Spannung stieg, aber keine Nervosität bei uns Springern. Noch einmal wurde der Sprung am Boden durchgelaufen. Ich habe jeden noch einmal auf das Wesentliche fokussiert.

Der Tag des Live Auftritts

Pünktlich um 12:10h hebt die blaue Supervan in Mainz ab. Alle genießen den Steigflug und spüren, dass die Luft draußen heute ruhiger ist als am Vortag. Aber wir bemerken auch, dass wir nicht direkt auf Höhe gehen. Dann die Durchsage, dass sich die Freigabe um 8 Minuten verzögern würde, wir aber dafür die volle Höhe aus 3000m bekämen. Schnell holte Peter sein Handy hervor und gab die Info per WhatsApp zum Moderator Hans-Jürgen Götz am Boden weiter.
Was wir nicht wussten, diese Nachricht und auch der Funkspruch mit der Verzögerung wurden unten nicht wahrgenommen. Jeder von uns dachte, der Fernsehgarten würde die Verzögerung mit einem Musik-Auftritt überbrücken.

Wer die Livesendung gesehen hat, weiß, dass alles anders lief. Die gesamten 8 Minuten waren Kiwi und Hans-Jürgen auf Sendung und warteten live auf den Absprung.

Während Hans-Jürgen mit seiner Erfahrung als Pilot alles souverän erklärte, wurde Kiwi immer unsicherer und wusste die Zeit nicht mit sinnvollen Themen zu füllen.
Dumm gelaufen, da uns diese Zeit später auf der Bühne fehlen sollte, wo wir als Springer ziemlich abgewürgt wurden.
Der eigentliche Live-Sprung lief gut, auch wenn sich die Formation wegen der vollen Höhe von 3000m und dem nachlassenden Wind etwas weit vom Fernsehgarten entfernte. Aber das Tele der Kamera auf dem ZDF-Hochhaus hat uns trotzdem gut eingefangen.

Alle von uns blieben dann noch auf dem Sende-Gelände und guckten uns die Playback-Auftritte der Musik-Künstler an.

Fazit

Der Starburst folgt immer nach der gebildeten Formation und beschreibt die Auflösung nach dem Ausrufen eines Countdowns innerhalb des Teams

Ein schönes und erfolgreiches Event, und eine gute Werbung für unsere CF-Disziplin. Die Vorstellung von uns als Springern kam aber deutlich zu kurz. Live im Fernsehgarten ist und bleibt schwierig.
Man sollte besser beim nächsten Mal asynchron abspringen. Die ZDF-Kameras fangen im Hintergrund schonmal einige Livebilder ein, Schirmfahrt, Landungen. Später in der Sendung kämen dann die Springer auf die Bühne und kommentierten ihren Sprung live selbst, während auf der Leinwand das Video vom Sprung läuft.

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