Lucia Lippold ist gut vorbereitet und sieht die Situation realistisch

2019 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die 29-jährige Lucia Lippold vom FSC Remscheid. Allein in dem Jahr konnte die amtierende Europameisterin und Word Cup Siegerin den deutschen Damenrekord 3-mal verbessern. Bestens vorbereitet für die Weltmeisterschaft in Russland, die für August 2020 geplant war, startete die Saison damals pünktlich zur Corona-Pandemie. Alle Wettbewerbe, inklusive der Weltmeisterschaft wurden nach und nach abgesagt.
Heute, ein Jahr später, ist die Situation ähnlich ungewiss. Die Weltmeisterschaft soll dieses Jahr im August und noch immer in Russland stattfinden, sofern die Pandemie dies zulässt. Im April soll hierüber terminal entschieden werden.
Von dieser Entscheidung unbeachtet bleibt das Urteil des obersten Sportgerichtshofs aus Lausanne vom Dezember 2020, das die erheblichen Antidopingverstöße Russlands sanktionierte.

Der internationale Sportgerichtshof verhängte eine 2-jährige Sperre für Russland als Austragungsort für Europa- und Weltmeisterschaften sowie eine ebenfalls 2-jährige Sperre russischer Athleten, die unter russischer Flagge kämpfen. Das Gericht reagierte auf die von der WADA geforderte 4-jährige Sperre Russlands und russischer Athleten also mit einer Halbierung der Strafe und fügte zudem weitreichende Ausnahmen hinzu: Alle Qualifikationswettkämpfe sind von der Sperre ausgenommen.
Hiervon ist die Fallschirmsport Weltmeisterschaft betroffen, denn sie dient als Qualifikationsmöglichkeit für die World Air Games 2022, dessen Austragungsort und Zeitpunkt noch offensteht.
Lucia Lippold, die als Kaderathletin unter einem Vertrag mit der Bundeskommission Fallschirmsport steht und in diesem die Richtlinien der WADA und NADA anerkennt, beobachtet die Situation seit geraumer Zeit. „Ich bin enttäuscht von der Halbierung der Strafe und all den Ausnahmen. Den russischen (und im Übrigen allen anderen) Athleten hilft das nicht. Ihre staatliche Förderung ist an Dopingzwang geknüpft. […]

Dieser rücksichtslose, ausbeuterische Umgang Russlands mit seinen Sportlern, seine Intransparenz und der sich immer wiederholende Betrug sind unerträglich. Ich habe das Gefühl, dass Betrug mehr und mehr zur Normalität wird. Ein trauriges Zeugnis, dass gerade die Instanz, die für die Einhaltung der Regeln sorgen will, so prinzipienlos ist.
Für die Sportlerin vom FSC Remscheid stellt sich die Frage nach der Teilnahme nicht mehr. Sie verzichtet, obwohl qualifiziert und setzt sich, wie auch ihr Vereinschef Klaus Mathies für fairen Sport ein. Deutschland kann also keine deutsche Dame stellen, denn außer Lippold ist keine qualifiziert. Zusätzlich dazu fällt die Nationenwertung weg, nachdem sich ein Teamkollege genauso entschieden hat.
Ein mutiges, aber auch gerechtfertigtes Signal, dass sie und Mathies da senden. „Es liegt nur noch am Athleten selbst, Sport fair und somit glaubwürdig zu halten. Als FSC Mitglied habe ich dabei volle Rückendeckung, dafür bin ich sehr dankbar.“ sagt Lippold.
„Man hat die Angebote, diese WM noch nach Deutschland zu holen bisher abgelehnt – dann muss man eben auf Topleistungen und spannende Kämpfe verzichten. Wir sind gespannt auf die Reaktionen anderer Nationen und Athleten.“
Sportwart des FSC Remscheid
